Was passiert, wenn man Mad Max und Bladerunner in einen Topf wirft, ein paar Gewürze dazu gibt und ein Point & Click Adventure daraus macht? Wenn man sich an das Rezept von Entwickler Wormwood Studios hält, kommt dabei Primordia auf den Teller. Der Publisher Wadjet Eye Games aus Brooklyn hat bereits mit Spielen wie Gemini Rue oder der selber entwickelten Blackwell-Reihe ein Händchen für hervorragende Adventures bewiesen.

Diesmal versetzen sie den Spieler in ein düsteres, post-apokalyptisches 2D-Szenario, in dem intelligente Maschinen die letzten Überbleibsel aus der Ära der Menschen sind. Sie haben trotz widriger Umstände eine neue Zivilisation mit eigener Kultur und sozialen Strukturen errichtet, müssen aber ebenfalls um ihre Existenz fürchten. In dieser Welt sind Energiezellen und Ersatzteile ein seltenes und wertvolles Gut geworden. Konflikte sind also vorprogrammiert.

Zur Geschichte: Der Nomade Horatio Nullbuilt durchstreift in seinem Luftschiff die verwüsteten Landstriche. Immer an seiner Seite ist der Android Crispin. Ihr unabhängiges Leben nimmt eine drastische Wendung, als sie ein unbekannter Roboter angreift und die Energiezelle des Schiffs entwendet. image

So spielt sich Primordia

Nach der Bruchlandung im Nirgendwo muss ich als erstes mein Überleben sicher stellen und mich dann auf die Suche nach dem Dieb zur naheliegenden Stadt Metropol aufmachen. Dies geschieht in klassischer Point & Click – Manier: Ich suche die Umgebung nach Gegenstände ab, kombiniere diese wenn möglich und verwende sie dann, um Rätsel zu lösen oder Hindernisse aus dem Weg zu schaffen.

Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel bewegt sich bei Primordia in der Regel auf einem ausgewogenem Niveau. Nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer. Bis auf vereinzelte Ausnahmen waren für mich die Lösungswege der Aufgaben immer logisch nachvollziehbar. Sie wirkten auch in der Regel nie zu konstruiert und fügen sich meist homogen in die Geschichte und die Spielwelt ein.

Neben den Rätseln warten natürlich eine Menge Dialoge und Interaktionen mit anderen Figuren. Diese sind mit der hervorragenden englischen Vertonung das Highlight von Primordia. Besonders die vor Sarkasmus und spitzfindigen Bemerkungen strotzenden Gespräche zwischen Horatio und seinem Begleiter Crispin haben mir das ein oder andere Lächeln ins Gesicht gezaubert. Nach und nach erschließen sich mir Details über die Vergangenheit des Nomaden und um das mysteriöse Verschwinden der Menschheit, sowie der Gesellschaft der Roboter, die der ihrer Erbauer gar nicht so unähnlich ist. Das Spiel schaffte es, mich mit der düsteren Atmosphäre und einer stimmigen Welt immer tiefer in seinen Bann zu ziehen.

So präsentiert sich Primordia

Der Grafikstil von Primordia ist mit seiner niedrigen Auflösung sicherlich Geschmacksache. Wie in allen Spielen von Wadjet Eye Games fallen die Figuren und die Umgebung, verglichen mit anderen heutigen Genrevertretern, recht „grob-pixelig“ aus. Die „oldschoolige“ Grafik bietet so viel Raum für die eigene Fantasie und versprüht eine Menge Retro-Charme. Leider sind einige interagierbare Gegenstände im Pixelbrei nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Auf Wunsch kann man sich diese zwar durch einen langen Druck auf den Bildschirm hervorheben lassen, aber mit ein paar mehr Details wäre dies vielleicht nicht nötig gewesen.

image Insgesamt empfinde ich das Artdesign von Primordia aber sehr stimmig und der dezente Ambient-Soundtrack untermalt die düstere und raue Atmosphäre des Spiels.

Lediglich beim Umfang hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Die erkundbare Umgebung beschränkt sich auf zwei größere Regionen (Wüste und die Stadt Metropol). Und gerade durch die guten Dialoge und die interessante Spielwelt waren die 6 – 7 Stunden im Nu vorbei – für ein Point&Click Adventure geht die Spielzeit aber vollkommen in Ordnung. Außerdem ist der Wiederspielwert von Primordia durch die unterschiedliche Enden und optionalen Lösungswege hoch.

Wer auf der Suche nach einem guten, klassischen 2D Adventure ist, der kommt an Primordia wohl nicht vorbei. Besonders die hervorragend vertonten englischen Dialoge, die schrägen Charaktere und die eigenständige post-apokalyptische Spielwelt wissen, wie man den:die Spieler:in an den Bildschirm fesselt. Auch das Rätsel- und Artdesign sind stimmig. Man muss sich nur mit der pixeligen und etwas detailarmen Retro-Grafik und einem überschaubaren Spielumfang anfreunden… Mit Primordia setzt Wadjet Eye die Reihe an vorbildlichen Veröffentlichungen gekonnt fort.

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