Hinter Righteous Hammer Games verbergen sich zwei Veteranen der Spieleindustrie, die mit ihrem Debüt namens Solitairica einfach mal ihr eigenes Ding durchgezogen haben. Schon während des Tutorials des Kartenspiels wird klar, dass es sich dabei um einen Glücksfall für jeden Mobile-Gamer handelt. Das Spiel strotzt nur so vor Liebe zum Detail. Karten fliegen wunderbar animiert durch die Gegend, werden zerschmettert oder mit magischen Effekten belegt und geben dabei authentische „Flap“-Sounds von sich. In Sachen Hochglanz und audiovisuellem Feedback gibt es also schon mal nichts zu kritisieren.

Und was ist mit Gameplay?

solitairica review Doch das Herz eines Spiels ist immer noch sein Gameplay. Und was das angeht, haben wir es bei Solitairica mit einer – auf den ersten Blick – sehr simplen Variante des klassischen Kartenspiels Solitaire zu tun. Der Spieler deckt von seinem vorgefertigten Deck jeweils eine Karte auf und kann diese mit allen in klassischen Solitär-Spalten ausgelegten Karten auf dem „Tisch“ vor ihm paaren. Zumindest wenn deren Wert um eins höher oder niedriger ist als die aktuell gehaltene Karte.

Nach einem solchen „Match“ hält der Spieler also die nächsthöhere oder -niedrigere Karte und kann so Ketten bilden, wie etwa „9, 10, Bube, 10, 9, 8, 7…“. Dies ist natürlich noch nicht alles und wäre auf Dauer auch reichlich stupide und zufallsbasiert. Deshalb gibt es mit den Karten noch Kämpfe gegen Monster: Es stehen verschiedene Charakterklasse zur Verfügung, die vier Spezial-Fähigkeiten haben, mit deren Hilfe sich beispielsweise offenliegende Karten direkt zerstören lassen. So kann die Situation auch ohne Match zum eigenen Vorteil manipuliert werden. Wieder andere Fähigkeiten erzeugen eine Rüstung oder stellen verlorene Lebenspunkte wieder her.

Moment mal. Solitaire und Lebenspunkte?

solitairica review Ganz recht. Der Spieler nimmt während jeder Partie regelmäßig Schaden. Sofern sich nämlich mit den aktuellen Karten kein weiteres Match bilden lässt, muss eine neue Karte aus dem Spielerdeck gezogen werden und das Monster auf der Gegenseite kommt zum Zug. Sollten die Lebenspunkte dabei jemals auf 0 sinken, ist der aktuelle Durchlauf vorbei. Andernfalls gilt es, bis zu 18 Duelle in Serie und so die gesamte Kampagne zu gewinnen. Die Reihenfolge der Monster wird dabei zufällig vorgegeben, es wird aber stets für einen fair ansteigenden Schwierigkeitsgrad gesorgt.

Jeder Triumph bringt eine gewisse Menge Gold ein. Mit diesem können zwischen den Duellen zusätzliche Zauber und passive Upgrades („+2 Rüstung zu Kampfbeginn“) freigeschaltet werden, deren Verfügbarkeit ebenfalls zufällig ausgewürfelt wird. Durch die Entscheidung, so früh wie möglich zu investieren oder aber auf teurere Items zu sparen, kommt dabei einiges an Risikomanagement ins Spiel. Zudem spielen sich die Kampagnen durch die immer neuen Kombinationen aus Monstern und Items jedes mal ein wenig anders und zwingen den Spieler zur Anpassung an die neuen Gegebenheiten.


Wem das zu sehr nach Roguelike, permanentem Scheitern und erneutem Anrennen klingt, für den gibt es zumindest teilweise Entwarnung. Denn auch ins „Metagame“ jenseits der Duell-Serien nimmt der Spieler aus jedem Durchlauf eine besondere Währung mit, mit deren Hilfe sich dauerhafte Upgrades sowie zusätzliche Charakterklassen (und damit Kartendecks) freischalten lassen. Für Abwechslung und eine gehörige Langzeitmotivation sollte also ebenfalls gesorgt sein. InAppKäufe hingegen gibt es hier nicht.

Insbesondere für Fans des modernen Klassikers Card Crawl dürfte Solitairica der perfekte Nachschub sein. Doch auch alle anderen Smartphone-Strategen sollten bei der detailverliebten und spielerisch verdammt ausgeklügelten Solitaire-Variante unbedingt einen Blick riskieren. Zwar wird die ein oder andere Partie aufgrund einer Pechsträhne verloren gehen, doch in den allermeisten Fällen hat der Spieler diverse Möglichkeiten, sein Glück durch gute Entscheidungen tatkräftig zu unterstützen. Dank langfristig freispielbarer Upgrades und zusätzlichem Content ist zudem kein Anlauf umsonst. Deshalb: Beide Daumen hoch für die „Newcomer“ von Righteous Hammer Games!

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