Aus mehreren Gründen war ich sehr gespannt auf die Umsetzung von Uncanny X-Men: Days of Future Past. Nicht nur weil es ein Side-Scrolling Brawler ist, sondern auch weil mir die Lizenz sehr zusagt. Schon als Kind habe ich die X-Men Spiele wie Clone Wars für den Mega Drive oder Mutant Apocalypse für das SNES geliebt. Und da ich als Comic-Fan sowieso ein Faible für das Themengebiet habe, sagt mir auch die Lizenz mehr als zu. Außerdem kommt das Spiel von GlitchSoft, die mich schon mit He-Man und Star Marine gut unterhalten haben. Anders als die letzten beiden Spiele kommt X-Men zudem ohne InAppKäufe aus. Da kann einer zünftigen Prügelorgie doch nichts mehr im Wege stehen. Oder doch?

X-Men 1Storymäßig könnte man annehmen, dass Days of Future Past auf den aktuellen X-Men Kinofilm Bezug nimmt. Doch dem ist nicht so. Vielmehr handelt es sich um eine direkte Umsetzung der beiden Comicbände aus dem Jahr 1981 von John Byrne und Chris Claremont (während der Film nur lose darauf basiert, um mit Biegen und Brechen Wolverine in die Hauptrolle zu quetschen). Hierin liegt, wie im Film zunächst auch, die Zukunft in Trümmern und die Sentinels versklaven einen Großteil der amerikanischen Staaten.

Die X-Men haben zwar überlebt, sind aber in einem Internierungslager für Mutanten gefangen. Shadowcat reist 33 Jahre zurück in ihr jüngeres Ich, um einen Anschlag von Mystique auf den Senator Robert Kelly zu verhindern. Somit steht auch Shadowcat im Fokus der Geschichte, dennoch können sämtliche X-Men-Mitglieder wie Wolverine oder Cyclops ausgewählt werden. In den Storysequenzen verwandelt sich die Figur automatisch in Shadowcat. Was manchmal lustig wirkt – etwa wenn man als Wolverine spielt, in den Storysequenzen dieser sich in Shadowcat verwandelt und wiederum auf Wolverine trifft. Aber im Endeffekt ist es sehr sympathisch gelöst, um dem Spieler die Möglichkeit zu geben auch mit anderen X-Men zu spielen.

Kommen wir zum Gameplay: Wie schon erwähnt, handelt es sich hier um einen reinrassigen Side-Scrolling Brawler. Das heißt im Klartext: Die Figur läuft von links nach rechts und prügelt sich durch Gegner, hier X-Men 2zumeist Sentinels. Nebenbei bekommt der Spieler Erfahrungspunkte für besiegte Gegner und zerschlagene Energiekristalle, die in den Levels auftauchen. Wenn man eine hohe Combozahl erreicht, durch schnelles Zerschlagen von Kristallen und Besiegen von Gegnern, gibt es mehr Erfahrungspunkte. Diese können nicht nur für neue Fähigkeiten, sondern auch für alternative Kostüme der Charaktere ausgegeben werden.

Die Steuerung geht sehr einfach von der Hand. Auf der linken Seite gibt es zwei virtuelle Buttons zum Laufen, auf der rechten Seite zwei Buttons für Sprung und Angriff. Je nachdem in welche Richtung man über den Angriffsbutton wischt, werden verschiedene Spezialangriffe ausgeführt. Ein einfaches Antippen dagegen führt den Standardangriff aus.

Das Leveldesign ist Brawler-typisch nicht gerade sehr abwechslungsreich. Nach links und rechts laufen, springen und kämpfen. Manchmal gilt es in späteren Level auch Fallen auszuweichen, doch im Endeffekt bleibt das Geschehen eher traditionell. Und genau das finde ich nicht schlimm, denn klassische Beat ‘em all Spiele gibt es auf der iOS Plattform eher selten. Zumal das Genre heutzutage auch nicht mehr so häufig bedient wird, wie noch vor 20 Jahren. Immerhin kann man in den Levels geheime Passagen entdecken. Hier gibt es meist besonders viele Erfahrungspunkte, aber auch Comic-Cover, Artdesigns und Mini-Bios freizuschalten. Um die Passagen zu entdecken, muss man meistens die Level mit später freigeschalteten Charakteren erneut spielen, da diese Fähigkeiten haben, welche die Anfangscharaktere, Wolverine und Shadowcat, nicht haben. Mit 23 Level ist das Spiel vergleichsweise umfangreich ausgefallen. Für den ersten Durchgang habe ich vier Stunden gebraucht, dabei aber noch nicht ansatzweise alle Geheimnisse entdeckt.

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Die Technik ist ebenfalls sehr gut gelungen. Die Comicgrafik gefällt mir außerordentlich gut, die Animationen der Figuren sind hübsch und vor allem das Parallax-Scrolling mit den vielen unterschiedlichen Hintergründen weiß zu gefallen. Es macht einfach richtig viel Spaß durch die Level zu laufen, allein schon das Design anzuschauen und die sehr atmosphärische Musik zu hören.

Abzüge gibt es aber in der B-Note. Die Gegner reagieren manchmal zu langsam und stellen kaum eine echte Herausforderungen dar. Hier würde ich mir einen einstellbaren Schwierigkeitsgrad wünschen, denn das Spiel hat mich stellenweise unterfordert. Aber das ist ein Kritikpunkt, der sich vielleicht durch ein zukünftiges Update richten lässt. Sehr gut hingegen haben mir die Bosskämpfe gefallen.

Uncanny X-Men ist kein herausragendes, aber ein sehr gutes Beat ‘em all mit einer tollen Lizenz. Die Geschichte wird ordentlich rübergebracht, auch wenn das Hauptaugenmerk natürlich auf dem Gameplay liegt. Mit 23 Spielwelten, vielen versteckten Passagen und fünf Charakteren ist der Umfang des Spiels ordentlich. Zudem gibt es keine InAppKäufe, keine Facebook-Einbindung oder ähnliche Ärgernisse der modernen Spielwelt. Ihr zahlt ein Preis und bekommt alle Inhalte. Das ist bei solch einer Lizenz schon ungewöhnlich und gehört meiner Ansicht nach schon deswegen unterstützt. Dazu ist das Spiel auch wirklich unterhaltsam. Comic- sowie Prügelfans kommen hier gleichermaßen auf ihre Kosten – Kaufempfehlung!

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+ umfangreich
+ actionreiches Gameplay
+ tolle Comicgrafiken
+ guter Soundtrack
+ keine InAppKäufe
+ Universal-App
+ Game Center Anbindung
– Gegner-KI manchmal zu langsam
– Schwierigkeitsgrad nicht einstellbar
– englisch