Fast jeder iOS-Gamer wird schon einmal von den schwedischen Entwicklern Donut Games gehört beziehungsweise einen der Titel mit der Nummerierung im Icon gezockt haben. Traffic Rush, Sunday Lawn oder die Rat on a… Reihe eignen sich wunderbar als Zeitvertreib für zwischendurch und sollten meiner Einschätzung nach auf keinem iPhone fehlen. Dennoch musste man sich in letzter Zeit ein wenig Sorgen um Donut Games machen. Das lag vor allem daran, dass sich die Minispiele wiederholten und der kreative Charme aus der Anfangszeit ein wenig auf der Strecke blieb. Das dachten sich wohl auch die Schweden und legen nun mit Traps n’ Gemstones  als Nummer #39 den ersten Donut-Titel vor, der mit der Minispiel-Tradition bricht.

Der Plot des Spiels ist schnell erzählt: In einer Pyramide wurden alte Reliquien von den Altären gestohlen und innerhalb der Pyramide vorerst versteckt. Auch die Beduinen, welche die Pyramide bewachen, wurden überfallen und gefesselt. In der Rolle eines Archäologen, der optisch nicht nur ein wenig an einen bekannten Professor des Barnett College erinnert, ist es die Aufgabe des Spielers das Geheimnis der Pyramide zu lüften, die Beduinen zu befreien und die Reliquien an ihre angestammten Plätze zurückzubringen, bevor größeres Unheil droht.

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Unter der Pyramide hausen fiese Spinnen

Das Spiel präsentiert sich als reinrassiger 2D-Platformer. Mit der Figur können wir nach links und rechts laufen, springen und eine Rolle vollführen. In den ersten Minuten des Spiels, die gleichzeitig auch als Tutorial dienen, finden wir eine Peitsche, die wahrscheinlich von dem eben genannten Professor vergessen wurde. Gut für uns, denn wir brauchen diese Peitsche! Damit können wir fiese Monster wie Mumien oder Spinnen erlegen und Kisten verschieben. Des Weiteren finden wir bald die erste Reliquie, die wir an einen naheliegenden Altar einsetzen. Und schwupps, schon öffnet sich ein weiterer Gang, der tiefer in die Pyramide führt.

In der Tat sind die 25 zum Teil sehr gut versteckten Reliquien der Schlüssel zum Erfolg. Jede Reliquie passt zu einem Altar, der neue Wege freischaltet. Um diese zu finden, muss man Rätsel lösen und seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Aber manchmal findet man sie auch einfach durch gute Beobachtung der Spielwelt, denn so manche Wand beherbergt unsichtbare Gänge und Schatzkisten, in denen nicht selten eine Reliquie versteckt ist. Diese wiederum können nur mit Schlüssel aufgeschlossen werden, die frei in der Pyramide verteilt sind.

Je tiefer Ihr in die Pyramide eintaucht, desto mehr Fähigkeiten werdet Ihr bekommen. Mit dem Hammer könnt Ihr beispielsweise Steinhaufen wegschlagen und mit der Pistole wird es einfacher sich gegen die Monster zu wehren. Mit der Sauerstoffflasche könnt ihr länger unter Wasser bleiben. Solltet Ihr also an einer Stelle unter Wasser nicht weiter kommen, kommt einfach später zurück, wenn Ihr dieses Item besitzt.

Stück für Stück arbeitet Ihr Euch so durch die Pyramide, die noch mehr Überraschungen parat hat. Denn was die Entwickler gameplaytechnisch an Abwechslung verpackt haben, kann man nur als verdammt gut zu bezeichnen! So gibt es nicht nur die eben genannten Unterwasserabschnitte, sondern auch Abschnitte, in denen man mit einer Minenlore rasant über die Schienen brettert. Dann gibt es Abschnitte mit Aufzügen, auf denen Ihr Hindernissen und Gegnern ausweicht. Das sind sicherlich alles keine neuen Ideen, aber alle zusammen in ein Metroidvania-Spiel zu verpacken ist ein guter Schritt um das genretypische Backtracking abwechslungsreicher und unterhaltsamer zu gestalten. Damit das Backtracking, anders als in Metroid oder Castlevania, nicht überhand nimmt, gibt es an den Schlüsselstellen Abkürzungen zu entdecken. Zudem sorgt ein zentraler Aufzug dafür, dass man die einzelnen Spielabschnitte schneller erreicht.

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Der Sauerstoff unter Wasser hält nicht ewig

Lebensenergie oder Leben gibt es nicht. Wenn ihr sterbt, was mit einer Berührung durch die zahlreichen Gegner und Fallen geschieht, werdet Ihr einfach an den Anfang des aktuellen Raums zurückteleportiert. Dabei verliert Ihr aber alle Punkte, die Ihr durch besiegen der Gegner und aufsammeln der namensgebenden Edelsteine bekommt. Wer also einen besonders hohen Highscore erreichen möchte, sollte lieber versuchen ohne Fehler durch das Spiel zu kommen und alle Geheimnisse zu entdecken. Casualspieler hingegen bekommen die frustfreie Möglichkeit knifflige Stellen immer wieder zu versuchen. Mit dem Erreichen eines neuen Bildschirms wird auch ein neuer Speicherpunkt gesetzt, von dem Ihr auch weitermacht, wenn Ihr das Spiel beendet. Für Überlick sorgt eine Karte im Pausenmenü, auf der bereits entdeckten Kammern verzeichnet werden. Dazu ist angegeben wo noch Reliquien zu finden sind.

Grafisch gehört Traps n’ Gemstone sicherlich nicht zu den anspruchsvollsten iOS-Games. Wer aber Fan des Entwicklers ist, wird sich gleich heimisch fühlen – denn die Animationen versprühen wieder den donuttypischen Charme der Anfangstage, durch den die Entwickler so erfolgreich wurden. Das komplette Spiel ist in einer liebevollen 16-Bit-Grafik erstellt, dass einem das Herz aufgeht. Die Musik hält sich dezent in Hintergrund und bietet keine großartigen Ohrwürmer. Auch soundtechnisch gibt es nichts, was sonderlich aus dem Genrestandard heraussticht. InAppKäufe sind ebenfalls nicht an Bord.

Je nach Fähigkeit werdet Ihr mit Traps n’ Gemstones sicherlich drei bis sechs Stunden beschäftigt sein. Ich habe für das Spiel rund vier Stunden gebraucht, aber ich spiele genau solche Titel ja auch mein ganzes Leben lang… Begeistert hat mich, dass das Spiel nicht nur für lange Spielsessions geeignet, sondern auch gut für die 10 minütige Pause zwischendurch ist – was durch die kleinen Kammern und das engmaschige Speichersystem ermöglicht wird. Es bleibt also ein waschechtes Donut Game. Nichtsdestotrotz ist die Pyramide sehr groß ausgefallen und das Abenteuer bietet viele verschiedene Gameplay-Elemente. So bleibt auch beim längeren Zocken die Abwechslung hoch, ohne das Madame Monotonie ihren großen Auftritt hat.

Um die Frage aus der Überschrift zu beantworten: Donut Games haben nach längerer Zeit endlich mal wieder einen richtigen Must-Have-Titel veröffentlicht. Fans des Entwicklers und Jump & Run Freunde kommen auf ihre Kosten – Casualspieler und Hardcoregamer werden gleichermaßen gefordert. Während Casualspieler sicherlich an den einen oder anderen Spielabschnitt zu arbeiten haben, werden Hardcoregamer durch ein fehlerfreies Spielen mit einem hohen Highscore belohnt. Eine einfache und tadellose D-Pad-Steuerung rundet das Spiel ab. Gut gemacht, dafür gibt es viereinhalb Wertungssterne und eine Kaufempfehlung!

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+ umfangreich
+ abwechslungsreiche Gameplayelemente
+ engmaschiges Speichersystem
+ einfache Steuerung
+ hübsche 16-Bit-Grafik
+ auf älteren iGeräten flüssig spielbar (ab iOS 4.3)
+ 17MB Speicherbedarf
+ keine InAppKäufe
+ keine Internetverbindung nötig
+ viel Statistik
+ iOS Controller
+ tolle GameCenter Anbindung
+ Universal-App
– englisch
– monotone Musik und Soundkulisse
– keine Retina-Grafik