Nach einer längeren Durststrecke gibt es endlich mal wieder ein waschechtes JRPG für unsere iOS-Geräte. DotEmu, die auch schon SNKs King of Fighters Reihe portierten oder Titel wie Another World und The Last Express auf Smartphones und Tablets brachten, haben sich dem Klassiker angenommen. Ursprünglich wurde Ys bereits 1987 von Nihon Falcom für den japanischen PC-88 veröffentlicht. Zahlreiche Portierungen, Remakes und Wiederveröffentlichungen sollten auf Sega Master System, MS-DOS, PC-Engine, Sega Saturn, Windows und vor einigen Jahren auch für die PSP folgen. Nun ist der erste Teil der Reihe auch für iOS zu haben. Grundlage für die Portierung ist das Remake, das vor ein paar Jahren für die PSP und Windows erschien.

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Zum ersten Mal gibt es deutsche Texte!

Vor achthundert Jahren war Ys ein Land voller Frieden und Harmonie. Von zwei wunderschönen Göttinnen und sechs Priestern regiert, war es auch eine Welt der Magie, die aus einem mysteriösen Stein – Black Pearl genannt – entstammt. Durch die Benutzung des Steins wurde von den Priestern ein neues Metall namens Cleria erschaffen, das dem Land großen Wohlstand bescherte. Eines Tages jedoch ist das Böse über Ys gekommen, das Cleria entsprungen sein soll. In der Hoffnung, das Böse zu verbannen, wurde der gesamte Cleria-Bestand vergraben. Die Black Pearl wurde mitsamt dem Solomon Schrein in die Luft erhoben, um es vor der Zerstörung zu bewahren. Die Geschichte über all die Ereignisse wurde von den sechs Priestern in sechs Büchern niedergeschrieben, die an ihre Nachkommen weitervererbt wurden.

Siebenhundert Jahre sind seitdem vergangen und die Geschichte geriet allmählich ins Vergessen. Bis das vergrabene Cleria wiedergefunden wurde. Es brachte erneut Reichtum und Wohlstand mit sich, aber auch die Samen des Bösen. Die Welt von Ys steht wieder am Abgrund zur Dunkelheit. Jedoch eine Hoffnung scheint es noch zu geben, um das Unausweichliche zu vermeiden: Wenn jemand die sechs verschollenen Bücher von Ys findet und sie den Statuen der legendären Priester überreicht, kann er das Unglück noch abwenden. Adol Christin, ein junger Krieger und Abenteurer, der durch einen Schiffbruch ans die Küste von Ys gespült wurde, macht sich auf die Suche nach den Büchern.

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Bei den Bosskämpfen sind Geschick und Taktik gefragt

Soviel zur Geschichte des Spiels, welche zwar nicht sehr komplex ist – immerhin ist es ein Spiel von 1987 – aber dessen Verlauf in schönen Dialogen und Manga-Bildern erzählt wird. Ihr solltet durchaus ausgiebige Gespräche mit NPCs führen, denn diese haben so manche Hinweise auf die Fundorte der Bücher sowie zu einigen Nebenquests parat. Habt ihr euch im Anfangsdorf mit einer Waffe ausgerüstet, geht es auch schon los in die Welt von Ys. Das Kampfsystem von Ys ist bis heute einzigartig im JRPG-Genre. Es gibt keine rundenbasierten Kämpfe, ihr könnt auch das Schwert nicht schwingen, wie man es aus anderen Action-RPGs kennt.

Die Gegner besiegt man, indem man sie rammt und überrennt. Am besten leicht von der Seite oder von hinten, denn wenn ihr frontal in die Gegner lauft, werdet ihr ebenfalls verletzt. Diese simple Gameplay-Idee erweist sich als sehr spaßig, da ihr nach einiger Übung wie ein Wirbelwind durch die Welt flitzt. Dank der schnellen Spielgeschwindigkeit ist daher Geschick gefragt. Spätestens in den Bosskämpfen: Hier geht es darum, Bewegungsmuster der Gegner zu erkennen und eine passende Strategie zu entwickeln.

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Im Kerker unter dem Schrein wird ein hübsches Mädchen gerettet

Für besiegte Gegner gibt es Gold und Erfahrungspunkte. Bei Levelanstieg bekommt ihr mehr Lebenspunkte. Daher solltet ihr euch in der ersten Spielstunde erstmal ein wenig hochleveln. Was aufgrund der schnellen Spielgeschwindigkeit sehr einfach und motivierend geht.

Schon bald findet ihr verschlossene Kisten. Habt ihr einen Generalschlüssel gefunden, könnt ihr diese Öffnen. Darin befinden sich Schätze zum Verkaufen, hilfreiche Items und – wenn ihr Glück habt – eine Rüstung oder ein besseres Schwert.

Der Spielumfang ist vergleichsweise klein. Die Spielwelt ist überschaubar, es gibt nicht allzuviele Dörfer und Dungeons. Wenn ihr das Spiel zum ersten Mal spielt, plant ungefähr 7-8 Stunden ein. Kenner des Spiels können den ersten Teil aber auch bereits in 5 Stunden beenden. Klingt wenig, positiv anzumerken ist aber, dass es keine künstliche Längen gibt.

Die Portierung auf iOS ist hervorragend gelungen! Die Steuerung per virtuellen Analogstick ist ziemlich genau, zudem gibt es Mfi-iOS Controller-Support. Ihr könnt die erweiterte Version mit neuen Grafiken spielen, man kann aber auch denKlassik-Mode auswählen. Nach einmaligem Durchspielen des Abenteuer-Modus könnt ihr euch im Time-Attack-Modus versuchen. Vier Schwierigkeitsstufen komplettieren den guten Eindruck.

Ein gesondertes Wort muss ich zum grandiosen Soundtrack loswerden: Während es in den Dörfern und in Dialogen sehr romantische Musik gibt, werden in den Kämpfen laute und aufputschende Heavy Metal Songs gespielt. Hier kommt richtig Stimmung auf und das schnelle Gameplay wird dadurch optimal unterstrichen. Auch hier könnt ihr zwischen einem überarbeiteten und neuen Soundtrack umschalten…

Zudem gibt es ein sehr engmaschiges Autosave-System. Habt ihr verloren, etwa weil ihr aus Versehen in einen Bosskampf gelaufen und noch nicht stark genug seid, dann werdet ihr maximal zwei Minuten vorher wieder ins Spiel geworfen. Zudem könnt ihr jederzeit manuell speichern – außer bei den Bosskämpfen natürlich.

Und es gibt noch ein Schmankerl: Zum ersten Mal wird das Spiel auch in deutscher Sprache angeboten. Leider ist die deutsche Übersetzung manchmal etwas ungenau, gerade bei Händlern. Die Dialoge selbst werden aber sehr gut wiedergegeben. Dennoch sollte hier nochmal bei einem Update einiges an Politur betrieben werden. Zumindest ist es keine Google Translate Übersetzung, das ist für iOS schon einiges wert.

Ys Chronicles 1 ist eine sehr gute Portierung der erweiterten PSP- und Windows-Version mit kleinen Mängeln. Der deutschen Übersetzung fehlt es ein wenig an Feinschliff, dafür bekommt ihr aber ein launiges Gameplay mit vier Schwierigkeitsstufen und zwei Spielmodi geboten. Das engmaschige Autosave-System wird Casualspieler freuen, genauso wie die kurze Spielzeit. Dafür gibt es keinen iCloud-Support. Wer den Klassiker der japanischen Videospielgeschichte schon immer mal nachholen wollte, bekommt jetzt eine günstige und einfache Gelegenheit dazu.

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+ actionreiches Gameplay
+ tolle Portierung
+ Autosave-System
+ hübsche Manga-Grafiken
+ schöne Story
+ gute Zwischensequenzen (englisch)
+ hervorragender Soundtrack (original / neu)
+ vier Schwierigkeitsstufen
+ faires Speichersystem
+ gute virtuelle Steuerung
+ Mfi iOS Controller-Support
+ deutsch
+ keine In-App-Käufe
+ Universal-App
– deutsche Übersetzung manchmal fehlerhaft
– kein iCloud Support