Das Verfassen von Texten kann eine verflixte Angelegenheit sein. Blogger, Journalisten, Autoren oder Hobby-Schriftsteller sind – unabhängig vom Talent – in ihrer Produktivität nur so effizient wie ihr Equipment. In Zeiten mobiler Endgeräte ist es so einfach wie nie überall zu jedem Zeitpunkt die nächste Story, das eigene Buch oder aber wichtige Notizen zu verfassen. Der Laptop ist zwar noch immer die präferierte Lösung, doch auch iPhone und vor allem iPad sind von zunehmender Bedeutung im Bereich der Produktivität.

Die Wenigsten werden vermutlich den nächsten Bestseller auf ihrem iPhone tippen, für erste Drafts und spontane Ideen ist ein iOS-Gerät jedoch die perfekte Lösung. Doch was muss eine App zum Verfassen von Texten auf dem iPad und dem iPhone überhaupt leisten? Wie viel Umfang und Leistung ist überhaupt sinnvoll? Für mich als jemand der oft und viel schreibt, ist die Funktionalität und Geradlinigkeit ein Muss. Das ist auch der Grund, warum Textverarbeitungsprogramme wie Word [AppStore] oder Pages [AppStore] hier keine Erwähnung finden, denn für das schnelle und unkomplizierte Erstellen von Texten sind diese Apps sogar hinderlich. In den letzten Jahren haben sich deshalb Markdown-Editoren immer öfter in den Vordergrund gedrängt.

 

Was bedeutet Markdown?

Markdown ist eine Art Text zu formatieren. Während Textverarbeitungsprogramme eine Fülle an Funktionen bieten, um Text visuell anzupassen, passiert dies bei Markdown-Editoren ganz automatisch durch Tag-Schriftzeichen. Statt einen Textteil zum Beispiel explizit kursiv zu markieren, können wir (je nach Art des Markdowns) einfach das Schriftzeichen vor und hinter die besagte Textstelle setzen, der Editor interpretiert diese entsprechend.

Der Vorteil an Markdown-Zeichen ist, das diese beim Exportieren aus der App heraus übernommen werden und sich mit wenigen Klicks in html-Dateien, PDFs oder ePubs exportieren lassen. Der größte Vorteil ist jedoch, das so unnötige Features, die im Zweifelsfall vom eigentlichen Schreiben abhalten, obsolet werden. Die Gestaltung des Textes findet in einem Arbeitsschritt mit der eigentlichen Erstellung statt und der vereinfachte Export spart Zeit.

Ich persönlich nutze seit Jahren bereits iA Writer [AppStore], eine App die Markdown unterstützt und durch simplen Aufbau und schnelles ungehindertes Erstellen von Dateien glänzt. Im Rahmen der diesjährigen WWDC wurde der Apple Design-Award verliehen. Einer der Preisträger ist die Text-App Ulysses Mobile [App Store], die ihren Fokus auf das unkomplizierte Erstellen von Texten mit Markdown-Integrierung legt.

Beide Apps haben bereits viele Updates auf dem Buckel und sich über einen langen Zeitraum verändert und weiterentwickelt, weswegen wir uns einmal die Zeit genommen haben, beide zu vergleichen. Und ist dabei bewusst, dass es noch viele andere Apps gibt, die mit ähnlichen Funktionalitäten werben. Es ist also durchaus möglich, dass dieser Artikel in Zukunft mit weiteren Artikeln anderer Apps ergänzt wird.

 

iA Writer – Kreativität durch Minimalismus

iA Writer ist in der Vergangenheit durch einige Selbstfindungsphasen gegangen, die den minimalistischen Editor aber letztendlich zu einem wirklich ausgereiften Produkt haben heran wachsen lassen. iA Writer begann damit eine freie und eine kostenpflichtige Pro-Version anzubieten, sowie einfache Workflows einzubauen. All diese Features haben sich über die Zeit aber nicht bewährt, weswegen iA Writer nur noch in einer Pro-Version daher kommt.

Der Einstieg ist einfach und schnörkellos. iA Writer bietet eine einfache Dokumentensammlung, die entweder lokal oder über die iCloud verwaltet werden kann. Mit wenigen Klicks sind einfache Ordnerstrukturen oder neue Textdateien angelegt. Der eigentliche Prozess der Texterstellung ist dann auch nur noch einen Steinwurf weit entfernt. Die implementierte Apple-Tastatur wird von iA Writer durch eine zusätzliche Tastaturzeile erweitert, um Anführungszeichen, Überschriften oder kursive Textstellen direkt verfügbar zu haben. Wem die Anordnung nicht gefällt, kann diese beliebig modifizieren, so das die persönlich wichtigsten Tasten jederzeit erreichbar sind.

iA Writer Die eigentliche Stärke von iA Writer ist die Darstellung des Editors: Sobald wir anfangen zu schreiben, verschwindet alles bis auf Tastatur und Textfeld, um Ablenkungen zu minimieren. Wem das noch nicht genug ist, der hat sogar die Möglichkeit, die Darstellung anzupassen. Im Typewriter-Modus hält es den aktuellen Satz immer mittig auf dem Bildschirm, so dass die Augen nie wirklich die Position ändern müssen. Der Fokus-Modus legt sogar noch einen drauf und graut alle Sätze bis auf den Aktuellen aus. So ist der Fokus immer auf den aktuellen Satz gerichtet, während der Rest zwar noch erkennbar ist, aber nicht mehr im Mittelpunkt steht.

Ein weiteres Feature, das die wenigsten Editoren bieten, ist das hervorheben der Syntax. Wer oft Wörter wiederholt oder generell eine Übersicht über seine Schreibweise haben möchte, der kann diese selektiv von iA Writer hervorheben lassen. Das gilt für Adjektive, Nomen, Verben, Adverbien und Konjunktionen. Der Editor bietet somit fantastische Möglichkeiten an der eigenen Schreibfähigkeit zu arbeiten und Wiederholungen oder überschüssige Wörter aus den Satzkonstrukten zu streichen oder zu ersetzen. Ein ganz neues Feature von des Editors ist die Unterstützung von Custome Templates, die allerdings nur mit einigem Wissen per HTML und CSS erstellt werden können. Die fertig verfügbaren Templates beschränken sich aktuell noch auf vier Stück, sobald die Community allerdings in Fahrt kommt, könnte sich diese Zahl auch schnell vervielfachen.

iA Writer Wer gerne schreibt, der möchte seine Werke auch möglichst einfach veröffentlichen können. iA Writer macht es auch hier einfach: In wenigen Schritten haben wir unseren Text in PDF, HTML oder reine Textdokumente verwandelt. Wer sich als Blogger versucht, kann seine Schreibexkurse kurzerhand auch auf dem eigenen WordPress-Account oder per Medium posten oder neben der iCloud auch über die Dropbox synchronisieren lassen. Hinzu kommen noch die üblichen Kleinigkeiten, die zu einem Text-Editor dazugehören. Ein paar Format-Einstellungen und Dokumentationen sind vorhanden, davon jedoch weder zu viel noch zu wenig um die Oberfläche möglichst schlank zu halten.

iA Writer hat mich die letzten Monate bis Jahre sicher durch jede Schreibblockade gelotst und stand mir als unkomplizierter Editor für iOS und Mac bestmöglich zur Seite. Gerade dann, wenn das Ziel nicht unbedingt der nächste Roman ist, sondern viel mehr der nächste Artikel, Blogbeitrag oder eventuell sogar eine Kurzgeschichte, strahlt diese Designperle besonders hell. Unkompliziert, geradlinig und die Möglichkeit durch einige Einstellungen den Fokus auf einzelne Wörter wie Sätze lenken zu können, ist unglaublich hilfreich und bei dem vergleichsweise kleinen Preis für alle Hobby-Autoren mehr als einen Blick wert.[appbox appstore 775737172]

 

Ulysses – Das Markdown Powerhouse

Wer aktuell nach einem guten Markdown-Editor Ausschau hält, der kommt im AppStore nicht an Ulysses vorbei. Der Name gleicht einem Klassiker von James Joyce aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist – wenn man diesen abstrakten Vergleich ziehen möchte – innerhalb seines Gebiets ein ambitioniertes Projekt. Zuletzt durften die Leipziger Entwickler The Soulmen sogar den begehrten Apple Design Preis auf der WWDC 2016 entgegennehmen und haben mit Daedalus Touch schon eine ähnlich gute App im Store.

Auch wenn sich das Grundkonzept bei allen Editoren auf den ersten Blick gleicht: Es ist unglaublich, wie ausgearbeitet und durchdacht Ulysses eine simple jedoch anpassbare Schreibumgebung schafft.

Wo wir zuvor iA Writer für Minimalismus lobten, jederzeit barriere- und ablenkungsfrei das schnelle Anlegen von Texten zu ermöglichen, finden wir bei Ulysses eine deutlich größere Auswahl an Einstellungen und Funktionen, die erst einmal vom Kurs des kreativen Schreibprozesses abbringen. Zwar können wir auch hier bei Bedarf einfach loslegen, das Anpassen des Editors macht allerdings Sinn, um die persönlich angenehmste Umgebung zu schaffen. Wer sich zudem mit allen Einzelheiten des Editors vertraut machen möchte, kann sich 26 kleine Textdokumente als Einführung zu Gemüte führen. Ist das alles abgehakt, geht es endlich in die kreative Schaffensphase.

Ulysses iOS Ähnlich wie andere Apps seiner Art nutzt Ulysses eine zusätzliche Leiste oberhalb der Tastatur, um die wichtigsten Befehle, Funktionen und Markdowns schnell abzurufen. Diese ist (anders als bei iA) zwar nicht anpassbar, beinhaltet aber dafür deutlich mehr Befehle und ist übersichtlicher angeordnet. Das gilt übrigens für die ganze App. Ulysses packt so viele Funktionen unter ein Dach, dass das Programm sich ein Stück weit als Hybride zwischen Markdown und Textverarbeitung positionieren kann. Ersteres steht dabei zwar unbestreitbar im Mittelpunkt, die zusätzlichen Funktionen und Möglichkeiten verleihen dem Ganzen aber eine erfreuliche Tiefe. Wir können jeden Aspekt des Layouts anpassen, Videos und Bilder einfügen, die Art des Markdowns ändern (ja, davon gibt es mehrere) und einiges mehr. Jede Export-Option kann komplett angepasst werden, Statistiken zum aktuellen Text sind immer nur einen Fingertipp entfernt und – natürlich anpassbar.

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Bei Ulysses kann man motivierende Ziele festlegen.

Bei Motivationsproblemen gibt es sogar individuell einstellbare Zielvorgaben. Das bedeutet, wir können sowohl für einzelne Dokumente als auch für ganze Ordner ein Ziel vorgeben. Das kann ein Minimum an Zeilen, ein Maximum an Paragraphen oder eine ungefähre Wortanzahl sein. Eine dezente kreisförmige Fortschrittsanzeige zeigt jederzeit die aktuelle Situation und schafft zusätzlichen Überblick.

Wer viel schreibt, der verliert auch schnell den Überblick im Dokumenten-Wirr-Warr. Ulysses löst dieses Problem mit einem simplen aber umfangreichen Ablagesystem. Wie bei iA Writer können wir auch hier entweder lokal oder in der iCloud Dokumente anlegen, sortieren und in Ordnern organisieren. Ulysses geht aber noch ein paar Schritte weiter: Jedes Dokument oder Ordner kann durch eine zusätzliche Beschreibung oder Hashtags ergänzt und gruppiert werden. Wer hier und dort Gedankenstützen braucht, kann zudem Notizen und Bilder an Dokumente anhängen und beim Verfassen von Texten abrufen.

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Nicht zuletzt das gute Ablagesystem und die Fülle an Funktionen machen Ulysses zum besten Editor, den wir bisher auf unseren mobilen Endgeräten benutzt haben. Während iA Writer für spontane Schreibsessions, kürzere Texte und schnelle kreative Ergüsse perfekt ist, eignet sich Ulysses eher für Poweruser – längere Texte und Projekte sind viel einfacher damit anzulegen und zu verwalten. Die große Funktionsvielfalt ermöglicht geradliniges Arbeiten. Das schlägt sich auch im Preis nieder. Während Ulysses einen heutzutage fast ungewohnten Premiumpreis verlangt, geht iA Writer schonender mit dem Geldbeutel um. Eines haben beides allerdings gemeinsam: Beide Apps sind durchdacht designed, perfekt auf verschiedene Bedürfnisse eingestellt und bilden zwei Paradebeispiele für iOS Texteditoren. Wer sich noch nicht an Markdown-Editoren versucht hat, für den ist iA Writer der perfekten Einstiegspunkt. Wer hingegen höhere Ansprüche hegt, kann mit Ulysses in keinem Fall falsch liegen.