Als am 28. Juli 1914 Österreich-Ungarn den Krieg mit Serbien erklärte, war es der Beginn zum bis dato umfassendsten Krieg der Geschichte. Vorausgegangen war das Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914, bei dem der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Mitgliedern der revolutionären Untergrundorganisation Mlada Bosna ermordet worden war. Doch das war nur der letzte Tropfen, der das Fass sprichwörtlich zum Überlaufen gebracht hatte. In der Tat rüsteten sich in den Jahren zuvor viele Nationen für einen Krieg, darunter: Deutschland, Großbritannien, Frankreich, die USA, Russland und Italien. Insgesamt 40 Nationen waren am ersten Weltkrieg beteiligt. Doch wie konnte es zum ersten Weltkrieg genau kommen? Was waren die Folgen und wie sah eigentlich der Alltag in jener Zeit aus?

Nein, dieser Artikel soll keine Abhandlung der Geschehnissen vor hundert Jahren werden. Dafür wäre das der inhaltlich falsche Blog. Aber ich möchte den 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs aufgreifen, um Euch Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Ihr jene Zeit auf Eurem iPad nachverfolgen könnt. Denn es gibt mittlerweile einige Apps und eBooks, die speziell fürs Tablet erstellt wurden und Euch jene Zeit näher bringen werden.

 

EPOS – Der erste Weltkrieg

(Axel Springer AG)

Man kann vom Axel Springer Verlag halten was man will. Aber eines hat der Verlag schon in der Vergangenheit gezeigt: Apps programmieren kann der Verlag. EPOS ist dabei das erste rein digitale Geschichtsmagazin, das speziell für das iPad aufbereitet wurde. Die erste Ausgabe beschäftigt sich anlässlich des Jahrestages mit dem ersten Weltkrieg. Dabei werden viele Themen angerissen: Wie sah die gesellschaftliche und politische Lage vor den ersten Kriegsmonaten aus? Welche Ereignisse führten zum Ausbruch des Krieges, wie verlief der Krieg und welche Folgen hatte der Krieg und speziell der Friedensvertrag von Versailles? Diese und mehr Fragen werden in der 6,99€ teuren Ausgabe innerhalb von 10 auswählbaren Kapiteln beantwortet.

Interessant ist dabei die Aufmachung: Auf der linken Displayseite scrollt Ihr einen Text herunter, während auf der rechten Seite zusätzliche Inhalte angezeigt werden. Das sind vor allem Fotos, Videos, animierte Statistiken, Landkarten und vertonte Originaldokumente. Insgesamt gibt es über 200 Foto- und Bildelemente, der Text entspricht rund 240 Taschenbuchseiten. Neben der Hauptausgabe gibt es auch eine kleine Extraausgabe über die Erfindungen jener Zeit.

Insgesamt ist das ganze Design sehr aufgeräumt und der Inhalt entspricht etwa dem eines Geschichtsbuches aus der Schule, nur eben mit vielen multimedialen Elementen angereichert.

 

 

Weltbrand 1914

(Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky)

Weltbrand

Weltbrand 1914

In Kriegszeiten sind Meldungen, Berichte und Bilder der Medien nie frei von nationalen Tendenzen und Propaganda. Dennoch ist die Frage interessant: Wie haben die Zeitungen damals diese Zeiten abgebildet? Die Universitätsbibliothek hat 930 Zeitungsseiten der Hamburger Nachrichten vom 29. Juni bis zum 31. Dezember 1914 ausgewählt und daraus eine App für das iPad gebastelt. Die Navigation ist sehr gut und aufgeräumt, es gibt eine Volltextsuche über ganze Zeitungsseiten, Inhaltsverzeichnisse um direkt zur Meldung zu gelangen und als Abrundung über 100 Bilder des Hamburger Fremdenblatts und Wikipedia-Links zu den wichtigsten Ereignissen.

Gerade als Ergänzung zum Geschichtsbuch ist diese App wunderbar, denn diese gibt einen zusätzlichen, zeitgenössischen Blick auf die ersten Kriegsmonate. Zudem die Qualität der Scans wirklich gut ist. Da sich die Artikel sehr gut zoomen lassen, kann man auch den Fließtext gut lesen. Natürlich muss man mit der altdeutschen Schrift klarkommen, um mit der App etwas anfangen zu können – dafür ist das Angebot kostenlos.

 

 

In Mohnblumen – Briefe 1914

(Edition 21)

In Mohnblumen

In Mohnblumen – Briefe 1914

In der App wird die Geschichte von den Westfront-Soldaten Bastian und seine zu Kriegsbeginn in Berlin zurückgebliebene Frau Sophie erzählt. In persönlichen Briefen wird über den Kriegsalltag berichtet und besonders davon, was der Krieg aus den Menschen macht – nicht nur an der Front, sondern auch in der Heimat. Zusätzlich zu den Briefen werden viele Sachartikel über die Ereignisse und Wissenswertes jener Zeit bereitgestellt. Darüber hinaus arbeitet die App mit Originalkartenmaterial, Fotogalerien, Auszügen und Passagen von Literaten sowie mit Tondokumente.

Auf multimediale Weise wird man in dieser App in das Jahr 1914 zurückversetzt. Mir gefällt die Aufmachung außerordentlich gut und die vielen Zusatzinfos helfen beim Verständnis der Briefe. Auch die Einbindung von Karten und Tondokumenten finde ich gut gelöst.

 

 

Soldatenpost

(Wulf Künne)

Soldatenpost

Soldatenpost

Im iBook-Store lässt sich das kostenlose eBook Soldatenpost finden. Während die App In Mohnblumen Briefe aus dem Jahr 1914 thematisiert, werden hier Briefe aus den Jahren 1915 bis 1918 auf über 300 Seiten thematisiert: Erst folgt die Klarschrift, dann die Abbildung der originalen Briefe. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Bilder und Postkarten jener Zeit zur Auflockerung. Anders als in „In Mohnblumen“ werden aber auf multimediale Elemente oder Erklärungen zu den Ereignissen jener Zeit verzichtet. Es ist eine reine Sammlung von Briefen.

Erzählt wird die Geschichte von Ernst de I’Aigles und seiner Frau Claudine. Leider wurden ihre Briefe von Claudine nicht erhalten, so dass manches nur aus den Antworten Ernsts erschlossen werden kann. Dafür ist vor allem der Inhalt seiner Briefe hochinteressant, werden hier sehr viele Einblicke in das Leben an der Front aus erste Hand gewährt. Zwar gibt es von Claudine keine Briefe, dafür aber einzelne Tagebucheinträge, die nicht weniger interessant sind als die Briefe von Ernst.