Es gibt eine neue Rubrik bei uns in der AppGemeinde: Die Lese-Ecke. Denn gerade das iPad eignet sich nicht nur hervorragend zum Spielen, sondern auch zum Lesen. Davon zeugen viele Veröffentlichungen aus dem Buchbereich des App Stores. In der Kategorie Lese-Ecke sind dabei alle Veröffentlichungen von Interesse, bei denen viel gelesen wird: Spielbücher, Graphic Novels und Comics, multimediale Romanaufbereitungen, aber auch Märchen- und Bilderbuch-Apps. Damit sind wir die erste deutschsprachige Seite für iOS-Apps, die für diese Veröffentlichungen eine eigene Rubrik an den Start bringt.

Nagual 1

Sonja und der Held des Spiels sind soeben in den USA angekommen

Beginnen möchten wir mit einem interaktiven Thriller aus Deutschland: Nagual. Eigentlich war es bisher ein ruhiger Tag unseres namenlosen Protagonisten, dessen Rolle wir übernehmen. Von der Arbeit nach Hause kommend, merken wir aber, dass etwas nicht stimmt. Scheinbar ist jemand in unsere Wohnung eingebrochen und immer noch drin. Was machen wir nun? Holen wir Hilfe? Oder schauen wir in der Wohnung nach was los ist? Wir entscheiden uns für letzteres und schon machen wir Bekanntschaft mit zwei Ermittlern des Bundesnachrichtendienstes. Wir werden beschuldigt mit einer Art Geheimbund in Verbindung zu stehen: Nagual. Nagual? Davon haben wir noch nie gehört, doch die BND-Beamten glauben uns nicht und nehmen uns fest. Was war geschehen? Jemand hat sich in unser iPad gehackt und darüber geheime Akten aus einem Netzwerk gestohlen. In der BND-Zentrale werden wir weiter verhört. Da wir aber nichts wissen, werden wir erst einmal eingesperrt.

Schon bald werden wir von einem Jerome Dahl befreit. Dieser führt uns zur Zentrale von Nagual nach England. Dort möchte man von uns wissen, wie wir die Dateien von Nagual geknackt haben. Da wir aber immer noch nichts über irgendwelche geheimen Dateien wissen, können wir auch hier nur mit unserer Unwissenheit glänzen. Wieder werden wir eingesperrt und diesmal auch gefoltert. Es gelingt uns knapp zu fliehen. Der BND und Nagual sind hinter uns her. Beide denken wir hätten irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen geknackt und Dateien gestohlen. Doch wir wissen nur, dass sich scheinbar jemand in unser iPad gehackt und uns zur Zielscheibe gemacht hat. Es gilt nun vor Nagual und dem BND zu fliehen und gleichzeitig das Geheimnis hinter Nagual aufzudecken…

Nagual präsentiert sich nicht als gewöhnlicher Roman, sondern es ist eine interaktive Geschichte. Das heißt, dass regelmäßig Entscheidungen getroffen werden müssen. Von diesen Entscheidungen hängt ab, wie die Geschichte weitergeht. Auch in den Dialogen gibt es meist mehrere Antwortmöglichkeiten. Auf diese Weise liest sich Nagual mit jedem Durchgang anders, auch wenn die Grundstory gleich bleibt. Dennoch haben es die beiden Entwickler Christian Jänicke und Volker Eisenach sehr gut geschafft das Gefühl zu vermitteln, dass der Leser die Geschichte mitgestalten kann. Sterben kann man übrigens nicht, egal wie man sich entscheidet: Die Geschichte geht immer weiter.

Die Story selbst ist sicherlich nichts außergewöhnliches und wurde offensichtlich von modernen US-Serien und neueren Krimi-Romanen inspiriert. Dennoch ist der Schreibstil sehr direkt und lebendig genug, um Interesse an der Geschichte zu wecken. Die Beschreibungen der Szenen sind sehr bildhaft, gleichzeitig kurz genug, um nicht zu langweilen. Des Weiteren wechseln sich adrinelingeladene Actionszenen mit ruhigen Charkterszenen ab.

Einen kleinen Abzug gibt es dennoch in der B-Note: Ich hatte das Gefühl, dass das letzte Drittel der Geschichte sehr überhastet zu Ende gebracht wurde. Irgendwann erfährt man, was hinter Nagual steckt und steht auch schon einem der ehemaligen Hintermänner gegenüber. Das war es dann schon. Hier hätte ich mir noch mehr Charakterszenen gewünscht, gerade was den weiteren Verlauf der Charaktere in der Geschichte betrifft. Es sind doch einige Fragen unbeantwortet geblieben, auf die ich aus Spoiler-Schutzgründen nicht weiter eingehe. Aber vielleicht kommt ja noch eine Fortsetzung – zu wünschen wäre es.

Technisch gibt es nichts Spannendes zu berichten. Es gibt weder Musik, noch Geräusche, noch grafische Abwechslung, etwa in Form von Bildern. Einerseits sehr ungewohnt, wenn man die multimedialen Spielbücher im App Store als Vergleich heranzieht. Andererseits wird so das Geschehen mehr ins Kopfkino des Lesers transportiert.

Das interaktive Buch Nagual macht vieles richtig. Die Geschichte ist zwar nicht neu, aber interessant und kurzweilig genug um zu fesseln. Gleichzeitig macht es viel Spaß aus verschiedenen Handlungsmöglichkeiten auszuwählen und so den Verlauf der Geschichte mit zu beeinflussen. Leider werden aber nicht alle Fragen der Geschichte ausreichend beantwortet. Wer auf moderne Thriller steht, wird hier trotzdem seinen Spaß haben.

[appbox appstore 788520268]

+ schöner Schreibstil
+ Entscheidungen über den Geschichtsverlauf
+ moderne Mischung aus Thriller und Crime
+ deutsch
+ keine InAppKäufe
+ Universal-App
– das Ende wirkt sehr überhastet
– offene Fragen werden nicht beantwortet