Am 16. September 2014 hat Netflix ganz offiziell seine Tore auch in Deutschland geöffnet. Über Monate wurde darüber spekuliert, der Hype wurde immer größer, so dass selbst Netflix-CEO Reed Hastings im Vorfeld des Starts für ihn ungewöhnlich tief gestapelt und die Erwartungshaltung gedämpft hat. Das ist nicht verwunderlich: Während Netflix in den USA der Platzhirsch unter den Streaminganbietern ist, gibt es Streamingportale in Deutschland bereits seit 8 Jahren – lange bevor Netflix als Streaminganbieter durchstartet. Und die Konkurrenz hat sich für den Neuankömmling auf dem deutschen Markt vorbereitet: Während Maxdome kräftig einkaufen gegangen ist, hat sich Watchever aufgehübscht, bei Snap Sky wurden die Preise drastisch gesenkt und Amazon koppelt seinen Streamingdienst an das Prime-Angebot.

 

Preise und Angebote

Aber zurück zu Netflix. Seit heute kann man sich auf der Netflix-Homepage registrieren und einen kostenlosen Probemonat beginnen. Möchte man nach dem Probemonat aufhören Netflix zu nutzen, kann man sein – auch sonst monatlich kündbares – Abo beenden, bevor es zur ersten Zahlung kommt. Für 7,99 Euro im Monat gibt es das Einstiegsangebot für die Nutzung auf einem Gerät in SD-Qualität. Für 8,99 Euro sind alle Inhalte in HD auf zwei Geräten gleichzeitig nutzbar und für 11,99 Euro kann man seinen Account auf vier Geräte gleichzeitig nutzen. Als Zalungsmittel kann Kredikarte, PayPal oder Bankeinzug gewählt werden.

Auf der Homepage kann man sich zudem personalisierte Nutzerprofile erstellen, durch die man auch in der App wechseln kann. In einem Kids-Profil werden alle Serien und Filme speziell für Kinder übersichtlich dargestellt.

Netflix 1

Mit der Zeit sollen auch mehr Raritäten kommen

Laut einer inoffiziellen Zählung bietet Netflix zum Start etwas über 870 Filme und immerhin 222 Serien. Auch wenn Hastings im Vorfeld versuchte die Erwartungen niedrig zu halten, kann man das Angebot am ersten Tag dennoch als etwas enttäuschend ansehen, andere Marktteilnehmer bieten mehr. Sind aber, wie schon gesagt, auch viel länger aktiv. Man sollte Netflix durchaus Zeit geben sich zu entwickeln. Immerhin hat man mit den eingekauften Serien „Fargo“, „From Dusk Til Dawn“ und „Penny Dreadful“ gleich drei Deutschlandpremieren im Angebot. Von den Netflix-Eigenproduktionen sind „Orange Is The New Black“, „The Killing“, „House of Cards“, “Hemlock Groove” und “Knights of Sidonia” mit an Bord. Dagegen fehlen Produktionen wie „The Clone Wars”, was damit erklärt wird, dass man diese Serien bereits an andere Anbieter exklusiv lizenziert hat.

Dagegen hat man sich zum Start einige Inhalte aus Deutschland lizenziert wie etwa die Serien „Im Angesicht des Verbrechens“, „Tatortreiniger“, „Pastewka“ oder „Weissensee“.

 

Die Netflix iPad-App im Kurztest

Netflix 3

Während der Wiedergabe können Kanalton und Untertitel ausgewählt werden

Beim Test der Netflix iPad-App ist positiv anzumerken, dass die Benutzeroberfläche sehr aufgeräumt daherkommt. Man kann natürlich eigene Favoriten in eine Liste hinzufügen und sämtliche Serien und Filme übersichtlich in verschiedenen Genres unterteilen. Leider gibt es aber nur eine nach links und rechts scrollbare Kachelansicht. Eine übersichtliche Liste mit den Inhalten würde mir persönlich besser gefallen.

Inhalte die ab 16 und 18 freigegeben sind, müssen erst mit einem Jugendschutz-Pin freigeschaltet werden, den man bei der Registrierung festlegt. Eine Option die Videodateien herunterzuladen und im Offline-Modus zu schauen gibt es leider nicht.

Alle Serien und Filme kommen nicht nur mit Mehrkanalton, sondern auch mit optionalen Untertiteln. Gerade Untertitel werden bei der Konkurrenz immer etwas stiefmütterlich behandelt, schön das Netflix hier einen anderen Weg geht. Der Kanalton und die Untertitel lassen sich im Player auswählen (s. Screenshot).

An sich macht die App einen sehr guten und stabilen Eindruck und gefällt mir mehr als die zum Teil recht unübersichtlichen Apps von Maxdome oder Watchever.

 

Was wird die Zukunft bringen?

Netflix 2

Das Kinderprofil

Wichtig ist nicht unbedingt das Launch-Angebot, sondern wie sich Netflix in Zukunft aufstellen wird. Im DWDL-Interview kündigte Programmchef Ted Sarantos bereits an, in Zukunft die Wartezeit zwischen US- und Deutschlandpremieren verringern zu wollen. So wird die dritte Staffel von „House of Cards“ nächstes Jahr gleichzeitig in den USA und Deutschland veröffentlicht und auch eingekaufte Ware wie etwa das „Breaking Bad“-Spinoff „Better call Saul“ soll wenige Tage nach US-Ausstrahlung mit deutscher Synchro in Deutschland erscheinen.

Ob Netflix tatsächlich in der Breite für Verringerung in der Wartezeit sorgen wird oder ob man sich nur auf publikumswirksame Blockbuster-Produktionen beschränken will, wird sich noch zeigen. Es ist aber definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, die Serienfans schon seit Jahren fordern.

Allgemein sollte man mit einer Wertung des Netflix-Angebots warten. In etwa einem Jahr lässt sich eher sagen, ob Netflix seine hohen Erwartungen erfüllen kann oder nicht. Mit dem Launch ist Netflix in Deutschland derzeit nur ein Streaminganbieter von vielen. Wenn man aber in die zeitnahe Synchronisation und Veröffentlichung von Serien investierten, wird Netflix auch in Deutschland zu einer Pflichtplattform für Serienfans werden.