Das heutige Spiel, welches ich an dieser Stelle bespreche, hat eigentlich alle Eigenschaften, die sagen: „Spiel mich, ich werde Dir gefallen!“. Star Horizon von Tabasco Interactive spielt im Weltraum. Check. Es ist ein Rail-Shooter. Check. Hey, man kann einen Raumgleiter durch Gefechte steuern! Doppelcheck. Doch fangen wir von vorn an…

Im Mittelpunkt der Handlung steht Pilot John und sein vom Computer Ellie gesteuertes Raumschiff. Ein Krieg zwischen Föderation und Rebellen ist ausgebrochen und Ellie versetzt John in einem tausendjährigen Schlaf. Als er aufwacht, sind die beiden Parteien immer noch im Krieg –  eigentlich sollte man ja annehmen, dass nach einen tausendjährigen Krieg alles zerstört ist, nicht jedoch hier: Kreuzer, Raumschiffe und Basen sind in bester Verfassung. Hmmm… da kann der Krieg ja doch nicht so schlimm gewesen sein. Man erinnere als Vergleich daran, wie es die Schatten in Babylon 5 innerhalb kürzester Zeit geschafft haben, ganze Planeten zu zerstören oder das Dominion in Deep Space Nine es geschafft hat, sich über nur ein paar hundert Jahre im ganzen Gamma-Quadranten breit zu machen. Und in diesem Fall passiert in einem tausendjährigen Krieg nichts weiter? Davon abgesehen, dass, wenn ich nun 1.000 Jahre schlafen würde, mir wahrscheinlich Gedanken machen würde – immerhin kenne ich ja niemanden mehr. Höchstwahrscheinlich existiert nach so einer langen Zeit nicht einmal mehr meine Familienlinie. John dagegen nimmt das schon ziemlich gelassen. Okay, ich weiß zwar nicht WARUM Du, lieber Computer, mich so lange in einem Schlaf versetzt hast, aber wir kämpfen dennoch mal gemeinsam. Storymäßig sollte man hier nicht zuviel Logik erwarten.

Star Horizon 2Der Weltraum-Shooter ist in zehn Levels unterteilt. Jedes wird durch eine kleine Storysequenz eröffnet, wo man verschiedene Missionen bekommt, wie etwa einen Transporter zu rekrutieren. Aber im Endeffekt heißt das Ziel immer: Schieße auf ALLES was sich bewegt. Weiche Asteroiden und anderen Hindernissen aus, ballere was das Zeug hält. Damit hätten wir auch gut das Gameplay herausgearbeitet. Wer sich noch an Klassiker wie Wing Commander erinnert, der weiß, dass man mehr Spannung erzeugen kann, wenn man auch alliierte Raumschiffe und Stationen trifft. Solche Details werden hier aber nicht verlangt und so verkommt das ganze Spiel zu einem Dauergeballere ohne Sinn und Verstand.

Das Raumschiff bewegt sich auf festgelegten Bahnen und die Aufgabe besteht darin, nicht nur so viele Gegner wie möglich abzuschießen, sondern auch Hindernissen auszuweichen. Was in Star Fox aufgrund gameplay-technischer Kniffe noch ganz witzig war, wird hier doch relativ schnell langweilig. Alles wiederholt sich und es gibt keine Abwechslung.

Was ich den Entwicklern aber wirklich übel nehme, ist das Versprechen falscher Tatsachen. Es wird beispielsweise damit geworben, dass man die Story beeinflussen könnte. Fakt ist: Egal ob man sich nun im Spiel der Föderation oder den Rebellen anschließt – die Levels bleiben gleich. Es macht keinerlei Unterschied wie man sich „entscheidet“. Die Story ist, wie bereits erwähnt, sowieso alles andere als glaubwürdig oder gut. Da helfen auch solche Pseudo-Entscheidungen nicht weiter. Auch das groß versprochene Feature der Aufwertungen besteht im Endeffekt nur daraus Primär- und Sekundärwaffen sowie die Schilde in drei Stufen aufzuwerten. Je nach Punktzahl eines Levels bekommt man am Ende unterschiedlich viel Geld, das man investieren kann. Wenn man halbwegs gründlich spielt, hat man alle Aufwertungen bereits nach Level 4 abgeschlossen.

http://www.youtube.com/watch?v=8TDBA1ib5U0

Gibt es irgend etwas, was das Spiel gut macht? Ja, die Grafik und der Sound kann man als sehr gut zu bezeichnen. In der Tat gefallen mir die Animationen, die Gestaltungen der Levels, die Raumschiffe. Die Soundkulisse ist ebenfalls gut. Die Geräusche beim Abfeuern der Waffen und die Explosionen klingen schön voluminös und es kommt in diesem Bereich gutes Feeling rüber. Auch wenn das Raumschiff sich waghalsig durch Asteroidengürtel oder großen Raumschiffen schlängelt, kommt echtes Star Wars Feeling rüber. Die Präsentation ist durchaus gut gemacht, keine Frage.

Nichtsdestotrotz ist das Gesamturteil vernichtend: Star Horizon ist ein typischer Grafikblender. Die Präsentation ist auf Hochglanz poliert – wenn man diese aber wegnimmt, bricht das ganze Spiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Die Story ist hanebüchen und nicht das Papier wert, worauf sie geschrieben wurde. Sie ist voller Logiklöcher und ich kann mich mit dem Hauptcharakter so überhaupt nicht identifizieren. Das Gameplay besteht nur aus eintönigem Geballer ohne Sinn und Verstand. Es macht keinen Spaß, weil es immer dasselbe ist. Zudem hat man nach maximal 90 Minuten alle Levels durch. Am Ende komme ich nicht umhin das Spiel mit mageren eineinhalb Sternen abzustrafen. Eine hübsche Grafik sollte die Kirschhaube auf einem leckeren Eisbecher, aber nie dessen Basis sein – denn dann schmeckt das ganze Eis fad.

[app 814466047]
+ gute Präsentation
+ hübsche Grafik
+ iOS Controller Support
+ gute Soundkulisse
+ keine InAppKäufe
+ GameCenter Anbindung
+ Universal-App
– hanebüchene Story
– stumpfes Gameplay
– keinerlei Abwechslung
– Pseudo-Entscheidungen ohne wirkliche Konsequenzen
– zu wenig Umfang