Rocketcat Games haben schon damals im Jahre 2011 mit Mage Gauntlet das Herz von Retrofans höher schlagen lassen und einen Grundstein auf dem Weg von iOS zur Rekultivierung der Pixel-Spiele gelegt. Nach ihrem Ausflug in Freemium-Gefilde mit Punch Quest wird mit dem aktuellen Wayward Souls (Arbeitstitel Wayward Saga) am klassischen Retrohaus kräftig weitergebaut, ohne dass die Entwickler etwas am Baumaterial geändert hätten.

Mit sechs verschiedenen Charakteren wie dem Krieger, Magier, Dieb oder dem Abenteurer versucht man durch die düstere Pixelwelt voller Untoter möglichst weit voranzukommen. Doch anders als bei dem kürzlich angespielten Block Legend gibt es hier eine kleine allesüberspannende Story mit Endbossen und auch Levels, durch die man sich (selbst) schlagen kann. Das motiviert doch schon mal, auch wenn man zu Beginn recht schnell das Zeitliche segnet.

Wenn Wayward Souls etwas ist, dann abwechslungsreich und wenn es etwas kann, dann dazu motivieren noch einen Versuch zu wagen. Die Levels werden bei jedem Start zufällig generiert, sie haben einen Start und (irgendwo) einen Ausgang. Der Weg dazwischen wird mit Gängen und Arenen aufgefüllt. Kommt man in eine Kampfarena, fällt hinter dem Spieler die Türe zu und die Monster stürmen auf einen zu – eine gute Gelegenheit zur Gegenwehr. Hat man alle Gegner dort erledigt, darf man weiterziehen. In der Regel dauert eein Lauf rund 5 Minuten…

Doch nicht nur die Suche nach dem Ausgang, sondern auch das Aufspüren von Gold, PowerUps und Schätzen hypnotisiert. Wenn man stirbt, darf man das Gold behalten und kann beim nächsten Versuch nützliche Startboni erwerben. Hat man einen Helden verbessert, bleibt dies dauerhaft bestehen – so wird man mit jedem Versuch stärker und kommt weiter. Trotzdem kommt das Spiel komplett ohne InAppKäufe aus – nur was man sich erspielt hat, darf man auch einsetzen.

Die Steuerung wird mit einem virtuellen Pad auf der linken Seite erledigt (das allerdings ziemlich groß und hässlich ist) und mit Gesten auf der rechten Bildschirmhälfte – alternativ kann man das Pad auch unsichtbar machen. Jeder Charakter hat dabei seine eigenen Tricks – so kann der Krieger beispielsweise mit einer Wischgeste nach oben blocken, eine Geste nach rechts schleudert eine Streitaxt… Das alles funktionierte im Test gut, allerdings sind manche Kombos und Spezialmoves doch etwas tricky auszulösen – hier hilft nur Übung. Eine Unterstützung für MFi Controller wäre dennoch genial.

Auch wenn die Grafik schon etwas angestaubt aussieht, echten Retrofans schlägt hier das Herz höher. Es lohnt sich auf dem Weg durch die Level Zeit zu nehmen und die vielen kleinen Details anzusehen, vor allem mit den flüssigen Animationen wird dem Spiel eigenes Leben und viel Charme eingehaucht, dazu noch die passenden Soundeffekte und schon zieht Wayward Souls schnell in seinen Bann. Alles super also? Hmm, der Soundtrack bereitet mir Magenschmerzen… Zu hören ist tolle Entspannungsmusik, die aus zarten Synthieklängen gewoben wird – prinzipiell eine feine Sache, nur mag sie zu diesem Spiel nicht für mich passen. Warum nicht einfach Chiptune-Musik? Oder wenigstens düster-bombastischer Orchestersound?

Selten wurde ein Retrospiel so fluffig umgesetzt, lange nicht mehr bin ich so oft gestorben. Die Spielmechanik von Wayward Souls ist nicht wirklich neu, weiß aber mit schönen Umgebungen, tollen Animationen und einem fordernden, aber nie zu schwerem Grad an Härte zu begeistern. Auch die verschiedenen Charaktere freizuspielen und auszuprobieren, das Level doch noch zu schaffen oder einfach noch etwas Gold zu sammeln verleitet zu ’nur noch einem‘ Versuch. Leider will der entspannte und zu modern klingende Soundtrack nicht so recht passen für meine Ohren. Wer etwas für Retrografik und Hack&Slay Gameplay übrig hat, sollte dieses kleine Spiel unbedingt antesten – ich kann es euch mit bestem Gewissen empfehlen!

[appbox appstore 857555369]
+ sechs Charakterklassen
+ gutes Balancing
+ schöne Retrografik
+ zufällig generierte Level
+ motivierend
+ viele Waffen und Extras
+ gute Steuerung
+ keine InAppKäufe
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– englisch
– unpassender Soundtrack
– keine iCloud Savegames