Hinaus in den Weltraum! Die Besiedlung der unendlichen Weiten schreitet auch in ferner Zukunft noch voran und DU übernimmst bei Cosmonautica (vom Stuttgarter Entwickler Chasing Carrots) die Rolle eines Kapitäns über das Geschick ein riesigen Raumschiffes – wenn auch etwas unfreiwillig.

Das wirklich komplexe Spiel ist eine Mischung aus Galaxy on Fire und Fallout Shelter, sprich, man bekommt hier eine ausgedehnte Handels-Simulation im Weltraum und kann den Aufbau seines Schiffes managen. Man kann das Spiel in drei grundlegende Bereiche unterteilen:

Als Kapitän managt man zuerst sein Raumschiff. Hier kann man diverse Räume in die vorhandenen Plätze einbauen und so bestimmte Funktionen aufrüsten. (Später gibt es noch eine illustre Auswahl an größeren Schiffen!) Dabei ist nicht nur die Auswahl der Räume wichtig, sondern auch deren Positionierung…

Cosmonautica Review iOS

Mein Schiff mit seinen Räumen und der Crew…

So ist es sinnvoll, die Toilette direkt neben die Quartiere zu bauen und das Munitionslager direkt neben die Bordkanone. Dazu kommt das Einstellen einer Crew, die aus mindestens einem Pilot bestehen muss. Dazu können noch sieben weitere Mitarbeiter wie ein Techniker, Hacker, Koch, Reiniger, Forscher, Schütze oder ein Arzt kommen. Doch sie einfach nur einstellen wäre…  zu einfach.

Um bessere Stimmung an Bord zu haben, sollte man vorher auch noch genau schauen, dass die Chemie der Crew stimmt. So wird sich beispielsweise der Fleischesser bei den vegetarischen Kollegen nicht besonders wohlfühlen und schlechter arbeiten. Dafür ist ein Pilot mit Entertainer-Fähigkeiten in den Pausen von großem Nutzen. Äh, Pausen? Ja, man kann sogar die Schichten der Crew festlegen – in stressigen Zeiten gibt es eben mehr Arbeit und weniger Pausen. Dann steigt aber auch das Risiko für Ausfälle durch Stress und Krankheiten… Ach ja: Und natürlich kann man jeden einzeln auch vielfältig aufleveln und weiterentwickeln. Ihr merkt schon, hier kann man echt viel schrauben.

Cosmonautica Review iOS

Kann mir gern das Wasser REICHen…

Zweites Standbein des Spiels ist der Handel, den man zwischen den verschiedenen Galaxien und den dortigen Planeten betreibt. Man kauft lokale Waren billig ein, die man woanders möglichst teuer wieder verkauft. Kennt man. Die Übersicht der Planeten mit ihren Gütern könnte aber besser sein – so passierte es mir schon, dass ich Wasser von A nach B lieferte, weil B es als Importgut deklarierte. Dummerweise war das Lager auf B aber schon komplett voll, als ich ankam. Toll, jetzt hatte ich ein Schiff voll mit Wasser (das man nur verkaufen kann) und konnte daher auch keine neuen Waren mehr aufnehmen. Da hieß es warten… Ansonsten sind die kleinen Handel aber eine gute Nebenbeschäftigung, wenn man eh von A nach B muss, um etwas Geld zu machen.

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Und so entsteht Weltraum-Schrott! Gleich…

Und dann wären drittens noch die Weltraum-Kämpfe, die in Echtzeit ablaufen. In der Hoffnung, dass man bereits ein Geschütz, Munition und Munitionslager mit passendem Schütze erworben und eingestellt hat, kann es losgehen. Dem Kapitän kann man grundlegende Befehle wie „Gegner rammen“, „In die Nähe fliegen“ oder „Fliehen“ geben. Hat der Schütze geladen, löst man aber selbst mit einem Button den Schuss aus. Lustig: Man kann den Gegner auf seinem Schiff jederzeit anrufen und mit ihm verhandeln – vielleicht rückt er ja Informationen schon vorher heraus oder man entkommt aus einer schweren Schlacht mit dem Zahlen von Lösegeld doch noch lebend?

Alle drei Elemente werden durch eine kleine Story verbunden, die man im Hintergrund verfolgt und die alles zusammenhält – in der man wieder einmal die ganze Galaxie rettet. Natürlich. Um in der Geschichte voranzukommen, muss man diverse Aufgaben erfüllen und Dinge erforschen und bekommt so auch neue Kenntnisse. Auf den Planeten findet man in der Bar auch noch Nebenmissionen, mit denen sich einige Credits verdienen lassen und die auch auf lange Zeit das Spiel interessant halten.

Daneben gib es noch viele weitere tolle Ideen: Um zu einem Planeten zu gelangen, fliegt man nicht direkt Luft-Linie, sondern muss sich auf die Umlaufbahn einschießen, als wäre es eine Strömung. Keine Angst, das macht Cosmonautica automatisch. So sind auch benachbarte Planeten manchmal nur langwierig zu erreichen. Unterwegs kann man noch Händlern über den Weg fliegen, die sich aber manchmal auch als Piraten herausstellen und angreifen… Ist man mit geschmuggelten Waren unterwegs, kann es sein, dass der Zoll mit einem Warenscanner das Schiff kontrolliert – hier kann man Glück haben und bleibt unbeschollten oder besticht die Beamten.

Cosmonautica Review

An Bord ist immer was los!

Das Weltraumspiel ist sehr umfangreich und erschlägt einen im ersten Moment mit der Fülle und den Möglichkeiten. Zum Glück gibt es einen Papagei, der als persönlicher Tutor an Bord in das komplett deutsch lokalisierte Spiel einführt. Trotzdem hätte der Einstieg besser gelöst sein können: So bekommt man in einem Untermenü zwar die aktuellen Aufgaben angezeigt – nicht aber, was man davon schon erledigt hat. Eine Art Checkliste in der Ecke wäre hilfreich gewesen…

Cosmonautica für iOS ist übrigens eine 1:1 Portierung der PC-Variante, was man an mancher Ecke noch merkt. So wird hier und da zum Klicken mit der Maus aufgefordert und so mancher Info-Button ist selbst auf dem iPad nur mit spitzem Finger zu erreichen. Wer das Spiel auf einem iPhone zocken will, sollte mindestens ein iPhone 6 oder größer besitzen! Die Portierung wirkt allgemein etwas zu schnell umgesetzt, hier hätte man gern noch mehr auf den kleineren Touchscreen eingehen können – 1:1 Umsetzungen funktionieren eben nicht immer.

Cosmonautica Review iOS

Irgendwoher kommt mir das bekannt vor…

Spätestens beim Zoomen merkt man, dass die Grafik nicht auf Retina ausgelegt ist, sondern für iOS interpoliert wird. Auf der anderen Seite ist das nicht störend. Die Optik ist dafür mit viel Liebe zum Detail gemacht, auch die Animationen der Crew ist toll. Besonderes Lob muss man den Entwicklern für den herrlich bekloppten Humor aussprechen! Das geht los mit tollen Raum-Namen (Das Klo heißt Bodywell Fire&Forget, die Brücke ist Modell Guidegod und das Forschungslabor Neureka Scilab), weiter mit verrückten Beschreibungen von Crewmitgliedern, Raumstationen oder Missionen bis hin zu Anspielungen auf SciFi-Filme…

Blutige Anfänger sollte man nicht mit Cosmonautica in den luftleeren Raum entschweben lassen – dafür ist das Weltraumspiel einfach viel zu komplex. Im Gegensatz zu Hobbystrategen und Aufbau-Fans, die sich schnell im Kapitäns-Sessel mit den vielen Knöpfen und Reglern wohlfühlen werden. Der Gameplay-Mix mit den zwei Spielmodi geht auf und hat Potential eine sehr lange Zeit zu beschäftigen, ohne das es langweilig wird. Derzeit gibt es noch kleine Patzer bei der Portierung für iOS wie matschige Grafik oder kleine Bugs, letzteres ist aber zum Glück nur selten. Unterm Strich ein komplexes und schönes Aufbauspiel, dass eine gewisse Einarbeitungszeit erfordert, dafür aber mit tollem Humor, viel Umfang und Spieltiefe belohnt und sogar Speicherstände crossplattform weiterreicht.

[appbox appstore 1011112720][appbox googleplay com.chasingcarrots.cosmonautica][appbox steam 320340]
+ sehr komplexer Gameplay-Mix
+ verschiedene Schiffe
+ Forschungs-System
+ komplexes Crew-System/Upgrades
+ viele Einstellungen möglich
+ toller Humor
+ gutes Handels-System
+ viele tolle Charaktere
+ Schneller Zeitvorlauf
+ Story-Modus
+ Sandbox-Modus
+ keine InAppKäufe
+ schöne Grafik
+ gute Soundkulisse
+ Crossplattform-Savegames (Anmeldung)
+ komplett deutsch
+ GameCenter-Anbindung
+ Universal-App
– Aufgaben etwas unübersichtlich
– Anfänger schnell überfordert
– Preisvergleich beim Handeln schwer
– Raumstationen sehen meist gleich aus
– Text/Buttons teilweise sehr klein
– teilweise noch buggy
– teilweise matschige Grafik / Treppeneffekte