Du sagst, dass ihr als Firma Spiele mit einem geilen Erlebnis für die Spieler veröffentlichen wollt. Gleichzeitig aber auch, dass ihr derzeit an einem F2P-Spiel arbeitet. Wenn ich F2P höre, schrillen die Alarmglocken. Wie sieht denn aus eurer Sicht ein faires F2P-Modell aus?

Banana Kong

Banana Kong – Vorbild für ein faires F2P-Modell?

Klingt ja schon fast wie ein Vorwurf… Zum einen müssen wir irgendwie Geld verdienen, zum anderen wenigstens ein bisschen mit der Zeit gehen. Man kann nicht immer nur das machen, auf was man Bock hat. Manchmal müssen auch wir in den sauren Apfel beißen. Zu dem Spiel kann ich dir verständlicherweise noch nichts sagen.

F2P ist ja nicht grundsätzlich böse. DOTA und LOL holen mich überhaupt nicht ab, von dem was ich aber weiß und gesehen habe, sind die fair designt und gebalanct. Außerdem ist ja nichts falsches daran, in einem F2P Spiel zu bezahlen. Wenn es dann aber darum geht, fünfstellig Beträge in ein Spiel zu investieren, um auf den Leaderboards ganz nach oben zu kommen, finde ich das sehr bedenklich.
Wir werden jedenfalls nicht eine Horde von Mitarbeitern daran setzen, das Verhalten der Spieler bis ins Letzte zu analysieren und auch noch den letzten Cent heraus quetschen. Warte einfach ab, dann wirst du schon sehen, wie wir es angehen. Oder du lädst dir einfach mal Banana Kong oder ein anderes kostenloses Spiel von uns runter. Da kannst du sehen, was ich mit fairen F2P meine.

 

Das war kein Vorwurf, nur meine gesunde Skepsis als jahrelange Beobachter. Als solcher finde ich auch die Stores katastrophal. Wenn Google und Apple es zulassen, dass jeden Tag unspielbarer Mist auf deren Plattform erscheint, dann wird es schwer für den normalen Nutzer gute Spiele im Store selbst zu finden. Das Ergebnis erinnert mich ein wenig an den Videospielcrash von 1983: Du hast eine große Basis verkaufter Hardware, niemand ist aber bereit, sich auch nur ein wenig mit den Inhalten der Stores auseinanderzusetzen. Würdest Du meinen Vergleich mit dem Crash teilen wollen?

Bis vor ein paar Monaten hätte ich dir zugestimmt. Ich bin selbst wie ein Prophet herumgelaufen und habe den erneuten Crash vorhergesagt. Mittlerweile glaube ich selber nicht mehr an meine Prophezeiung. Die Spiele-Industrie ist mittlerweile so riesig, größer als Hollywood. Daddeln sowie Computer aller Art sind so weit verbreitet, dass das Zocken, glücklicherweise nicht mehr tot zu kriegen ist. Dafür hängen einfach zu viel Geld und Leute in dieser Maschinerie. Mainstream halt.

Aber ja, der ganze Mist der herauskommt ist ein Problem, einfach weil er den wirklich guten und spielenswerten Sachen die Sichtbarkeit raubt. Da der fast einzig effektive Weg für Sichtbarkeit – von Store Features mal abgesehen – Werbung in anderen Spielen ist, entscheidet letztlich der Geldbeutel der Entwickler / Publisher was gespielt wird.

Sowohl für Apple als auch Google sind die Stores eine bedeutende Umsatzquelle geworden. Natürlich haben beide Interesse daran, diese Umsätze weiter zu optimieren, in dem die Sachen gefördert werden, die den meisten Umsatz versprechen bzw. bereits bringen. Klar werden hier und da auch wirklich geile Spiele und Perlen gefeatured, aber das ist meistens sehr überschaubar. Des Weiteren hängen in beiden Unternehmen Investoren, welche bekanntlich sehr scharf auf Zahlen sind. Da macht es sich aus vielen Gründen gut, wenn viele Apps in den Stores sind. Man braucht sich ja nur mal ansehen, wie sich bei diversen Keynotes öffentlich die Zahlen-Palme gewedelt wird. Das sagt alles.

Aber es gibt eine Sache, die in den Stores noch viel problematischer ist: Urheberrecht verletzende Spiele, 1:1 Kopien und Klone, die einfach die Welle eines bekannten Spiels mitreiten und bewusst den Kunden täuschend. Assets klauen und so weiter. Das ist eine Sache, die wirklich ein Problem ist. Hier mache ich Apple und vor allem Google den direkten Vorwurf, dass sie ihre Plattform nicht im Griff haben, beziehungsweise denen einfach egal ist, was im Store ist, so lange es nichts mit Pornographie zu tun hat. Zumal beide wenig kooperativ sind, wenn es darum geht diese Spiele zu entfernen. Bis diese aus dem Store verschwinden, vergehen gerne ein bis zwei Monate. Kostet also leider viel Zeit, Nerven und vor allem auch Geld. Aber das ist ein anderes Kapitel. Macht euch mal den Spaß und sucht bei Google Play nach „Red Ball„. Da findet ihr Red Ball 4 von uns, sowie den Vorgänger Red Ball 3, vertrieben von HeroCraft. Alle anderen sind Kopien vom dem einzig echten Red Ball. Und wir haben in den letzten zwei Jahren bereits Dutzende offline nehmen lassen.

Erst gestern wurde uns ein Spiel gepitcht, welches Assets von Cut the Rope geklaut hat (unter anderem OmNom). Das Spiel ist bereits im Store erhältlich. Mal sehen wie lange noch.